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Alexander Hauer

Intendant, Regisseur und Veranstaltungsdramaturg

Tarquin

Tarquin

Ernst Krenek
Österreichische Erstaufführung
22. 4. 2007; Landestheater Linz

Kammeroper in zwei Teilen
nach Emmet Lavery
Österreichische Erstaufführung

Stab
Musikalische Leitung Thomas Kerbl
Inszenierung Alexander Hauer
Lichtdesign Ingo Kelp
Ein Kammerensemble der Anton Bruckner Privatuniversität Linz
Ensemble
Marius/Tarquin – Bariton – Martin Kiener
Corinna – Sopran – Barbara Bretbacher
Cleon – Tenor – Matthäus Schmidlechner
Erzbischof – Bass – Helmut Bogengruber
Kanzler – Tenor – Ivan Yonkov
Tonio – Sprechrolle – Simon Schneider
General Bruno – Sprechrolle – Robert Traxler
Offizier – Sprechrolle – Stefan Leonhardsberger

Pressestimmen:

PARABEL ÜBER DEN GRÖSSENWAHN
Lautstark bejubelt beendete am Sonntag das Opernstudio der Anton Bruckner Universität das Ernst Krenek Festival mit der österreichischen Erstaufführung der Kammeroper „Tarquin“ am Linzer Landestheater.

„Unter Diktator verstehe ich hier nicht den Exponenten einer bestimmten politischen Ideologie, sondern einen Typus von Mensch, dessen beherrschende Eigenschaften sich in einer suggestiven Dominanz über seine Umwelt äußern…“, sagte der 1900 in Wien geborene, 1938 in die USA emigrierte Komponist über die 1926 komponierte einaktige Oper „Der Diktator“.

Dort wie auch in dem im Linzer Landestheater gezeigten Werk hat Ernst Krenek eine tief psychologisierende Parabel über Ehrgeiz, Machtgier, schizophrenen Wirklichkeitsverlust und Liebe geschaffen, in der der Gewaltherrscher zusehends zum Spielball seiner ihm „treu“ Ergebenen wird und an seiner einzigen Schwäche, der ehrlichen Zuwendung zu einer Jugendfreundin scheitert.

Gegen Diktatur
Im Gegensatz zum ersten Fingerzeig gegen Absolutismus findet Krenek hier einen möglichen Ansatz zum Größenwahn, schlicht und einfach das Nichterreichen schulischer Ziele – in diesem Fall Klassenprimus zu werden. Insofern ist die Aufführung in Anbetracht des Amoklaufes an der Virginia – Tech – Universität doppelt aktuell – nicht nur als politisches Lehrstück gegen diktatorische Regimes.

Aktuell war die Oper auch 1940, als sie komponiert wurde, doch erlebte sie nur eine einzige Aufführung: 1950 in Köln.

Der Regisseur Alexander Hauer hat in der stark abstrahierten Bühne einen spannenden Theaterabend gestaltet, der die katastrophale Entwicklung wie Filmszenen ablaufen ließ. Ein scheinbar nüchternes Betrachten, das aber gerade zum Schluss durch das Heraustreten der Sänger aus ihren Rollen umso betroffener machte.

Thomas Kerbl hat die teilweise sehr spröde und doch geniale Partitur mit einem hervorragenden Kammerensemble der Bruckneruniversität brillant in vielschichtige Klangfarben gegossen und höchst emotional umgesetzt.

Junges Ensemble
Leidenschaftlich agierte auch das junge Ensemble, das mit der Bewältigung dieser gewaltigen Partien restlos überzeugte. Allen voran Matthäus Schmidlechner, der den Widersacher und doch von Kindheit an mit dem späteren Diktator verbundenen Cleon glaubwürdig und sängerisch mitreißend gestaltete.

Martin Kiener war der an seiner Begrenztheit scheiternde Tarquin, der von der Macht und der Angst, allein zu sein, aufgefressen wird. Auch stimmlich passte die Zugangsweise ideal.

Barbara Bretbacher war die Heilige, Kämpferin und schließlich dem Jugendfreund -Diktator erliegende Corinna und bewältigte die haarige Partie mit großer Sicherheit.

Helmut Bogengruber, Ivan Yonkov und die Schauspieler Robert Traxler, Stefan Leonhardsberger und Lukas Kientzler überzeugten in den kleineren Rollen.
Nur schade, dass dies der einzige Aufführungsabend war, denn sowohl das Stück als auch die Produktion wären es wert, von einem größeren Publikum gesehen zu werden!

OÖ-Nachrichten ; Michael Wruss

KRITIK IN KÜRZE

Gastspiel des Opernstudios der Bruckner Privatuniversität an den Linzer Kammerspielen :

Mit der österreichischen Erstaufführung der Krenek Oper „Tarquin“ signalisierten die Studenten den hohen Standart ihrer Ausbildungsstätte.

Der griffige Opernstoff wurde von Krenek mit einer Dramatik und Lyrik ausdrucksstrotzenden Musik versehen.

Mit attraktiven Gesangspartien für Barbara Bretbacher, Martin Kiener und Matthäus Schmidlechner.

Dazu glänzten das Kammerensemble unter Thomas Kerbl, die Inszenierung Alexander Hauers und die Lichtkunst Ingo Kelps.
OÖ Kronen Zeitung ; Balduin Sulzer

WENIG CHANCE AUF RENAISSANCE TROTZ UNBESTREITBARER QUALITÄTEN

Österreichische Erstaufführung: Oper „Tarquin“ von Ernst Krenek als Gastspiel der Bruckner – Universität in den Linzer Kammerspielen.

Trotz unbestreitbarer Qualitäten des Werkes und einer exemplarischen Wiedergabe wird diese Kammeroper kaum eine Renaissance erleben. Wahrscheinlich hatte der Komponist Hans Gal recht, als er die Zwölfton – Technik Arnold Schönbergs für die größte Verwirrung der Musikgeschichte verantwortlich machte. Tatsächlich begann das 20.Jahrhundert mit einem Entweder – Oder: Während die Komponisten (mit Ausnahme von Alban Berg), die sich für diese Technik entschieden, einen Großteil „ihres“ Publikums verloren, schufen die „Großen“ des Jahrhunderts, R.Strauss, Strawinsky, Bartok, Schostakowitsch, Britten, Orff ihre Meisterwerke: in der angeblich „erschöpften“ tonalen Tonsprache !

Auch Ernst Krenek, in seinen tonalen Tagen nicht nur wegen seiner originellen Oper „Johnny spielt auf“ gefeiert, konvertierte zur Zwölftontechnik, in der er auch die Musik zum „Tarquin“ (nach Emmet Lavery) schrieb. Darin wird der Aufstieg und Fall eines Diktators geschildert, der an seiner Überheblichkeit zugrunde geht. Die Warnungen seiner einstigen Freunde kommen zu spät.

Musik an der Grenze der Leistungsfähigkeit

Zu diesem damals, 1940, unglaublich aktuellen Text schuf Krenek eine Musik, die alle Ausführenden an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit führt.

Aberwitzige Intervall – Sprünge, ein selbst für einen Sopran unangenehmer Tonumfang wurden von den jungen Protagonisten weitgehend gemeistert – hoffentlich ohne stimmlichen Schaden.

Thomas Kerbl hatte sein tüchtiges, kleines Ensemble genau vorbereitet und hielt die Aufführung mustergültig zusammen.

Regisseur Alexander Hauer sorgte durch geschickte Personenregie für weitgehendes Verständnis der komplexen Handlung. Martin Kiener (Tarquin) ist schon jetzt eine Bühnenpersönlichkeit, wozu noch ein gut sitzender Bariton kommt. Barbara Bretbacher (die charismatisch Corinna) hat noch einige Mühe mit den Spitzentönen; kein Wunder! Ihr hübscher, lyrischer Sopran ist ausbaufähig. Cleon war bei Matthäus Schmidlechner in den besten Händen. Keine Schwachstellen bei den Sprechrollen.

Der Schlussbeifall galt v.a. der imponierenden Ensemble – Leistung.
OÖ Volksblatt ; Georg Höfer

über das Stück
„Ich ward nicht zum Führer, weil mich hier das Volk ausersah zum Führer.
Ich führe, weil ich die Macht dazu hab !
Das ist das Gesetz der Welt.
Nur zwei wahre Grundsätze kennt die Welt:
Die Kraft und die Schwäche, nur Sieger und Besiegte.“
(Monolog des Tarquin aus 6.Szene)

Der römische Feldherr „Tarquin“ – operngeschichtlich in Benjamin Brittens „Raub der Lukretia“ verewigt – hat dieser Oper seinen Namen als Symbol des Herrschers abgegeben.
Die Handlung „in unseren Tagen“ (1940) spielend, zeigt eine Reihe von Personen, die Umrisse von politischen Persönlichkeiten aus der Zeit ihrer Entstehung durchschimmern lässt – wie bereits in der Oper „Der Diktator“op.49 von 1926.
Die deutschsprachige Erstaufführung fand 1950, zu Ehren des 50. Geburtstages von Ernst Krenek in den Kölner Kammerspielen statt.
57 Jahre später erlebt das Werk seine Österreichische Erstaufführung anlässlich der Ernst Krenek Tage Linz, einer Kooperation der Anton Bruckner Privatuniversität Linz und dem Ernst Krenek Institut Krems.

Wie Ernst Krenek in seiner „Selbstdarstellung“ sagt, betrachtet er seine Musik nicht „als eine Anhäufung von interessanten und aufreizenden, von der Opernbühne geborgten Effekten, sondern als eine Konstruktion, die, frei von sentimentalen Nebenbedeutungen, ihren eigenen Gesetzen gehorcht“